Losung 19. Oktober 2025
Psalm 83,2-3: "Gott, schweige doch nicht! Gott, bleib nicht so still und ruhig! Denn siehe, deine Feinde toben, und die dich hassen, erheben das Haupt."
Lukas 22,49: "Herr, sollen wir mit dem Schwert dreinschlagen?"
„Mein ist die Rache!“ Am besten finde ich immer die Stelle, wo Jakobus und Johannes das samaritanische Dorf mit Feuer vernichten, aber erstmal sichergehen wollen, dass ihre blindwütige Rache auch der Wille Jesu ist. Das könnte von mir auch kommen. Ob die beiden das hier auch wieder waren? Warum lässt Jesus uns unseren Willen eigentlich nicht? Es wäre doch gerechter Zorn – nur halt eben selbstgerechter. Wenn die Bibel sagt: „Sie häufen sich Zorn an auf den Tag des Zorns“, dann spricht das vom Abwarten Gottes, nicht von einem Durchgehen-lassen. Zu diesem Abwarten gehören zwei Arten von Geduld. Petrus und Paulus bezeugen in ihren Predigten eine Geduld Gottes vor Golgatha, die Sünde nicht zurechnete. Diese Geduld hat ihre Erfüllung am Kreuz gefunden. Die andere Geduld Gottes ist die, die den Tod des Sünders nicht will, sondern darauf wartet, dass der Sünder sich bekehrt und eben nicht verlorengeht. Auch diese Geduld wird ein Ende finden, „wenn die Vollzahl der Heiden eingegangen ist“. Das an Christus vollzogene Urteil am Kreuz und der Zorn Gottes über die, die dem Kreuz den Gehorsam verweigern sind die beiden Seiten der Gerechtigkeit Gottes. Versuche, diese nach einer Seite aufzulösen, zerreißen seine Heiligkeit. Petrus stellt uns auch hier Jesus beispielhaft vor Augen, „der geschmäht nicht wieder schmähte, leidend nicht drohte“. Das bedeutet aber bei Jesus nicht, dass er alles geschluckt hätte, wie wir das in unseren Gemeinden gelernt haben. Denn auch das sollen wir von ihm lernen: „Er stellte es aber dem anheim, der gerecht richtet“. Das Gericht ist nicht hinfällig, es ist nur unserer Ungerechtigkeit entzogen. Um den biblischen Begriff der Rache beizubehalten, müssten wir ihn vielleicht mal kulturell entrümpeln. Gott und Don Corleone haben in ihrer jeweiligen Art von Vergeltung keinerlei Gemeinsamkeiten. Gott übt nicht Rache nach seiner Impulsivität, seiner Rechthaberei oder seiner verletzten Eitelkeit. Er rechnet auf, was gegen seine Heiligkeit rebelliert. Um hier einen Gnadenweg zu schaffen, stirbt Jesus den Tod eines Staatsverbrechers. Wer nun dieses Urteil als das eigene anerkennt, geht aus Gottes Zorn frei aus. Er rächt aber auch, was gegen das rebelliert, was er sich geheiligt hat: Sein Volk und seine Gemeinde. Dass diese beiden nun fragen: „Wie lange noch?“, ist allzu verständlich. Hier findet womöglich eine beständige Abwägung statt, was Gott mehr schmerzt: Das Leid seines Eigentums oder die ewige Verlorenheit der Rebellen. Für die einen ist seine Geduld eine Last, für die anderen ist sie immer noch Gnade. Aber sie ist endlich, und dann ist bei Gott nicht das Geringste vergessen – auch nicht der geringste Bedarf an Trost und Seelsorge für die Seinen.
