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01.06.2025

Losung, 1.Juni 2025

1.Samuel 1,11: "Ach, Herr Zebaoth, sieh das Elend deiner Magd an! Denke doch an mich und vergiß deine
Magd nicht! Schenke deiner Magd einen Sohn, dann will ich ihn dem Herrn überlassen sein ganzes
Leben lang."
Lukas 1,57-58: "Für Elisabeth kam die Zeit, daß sie gebären sollte. Und sie gebar einen Sohn. Und ihre
Nachbarn und Verwandten hörten, daß der Herr große Barmherzigkeit an ihr getan hatte, und
freuten sich mit ihr."


Seelsorge
Da hat der Herrnhuter Zufallsgenerator einfach zwei Verse zum Thema „Sohn“ ausgespuckt. Aber
vielleicht können wir ja trotzdem was über Gott lernen.
Wir erfahren nicht, ob es für Elisabeth eine Not war, keine Kinder zu haben. Für Hanna war es eine
existentielle Not. Der Priester Eli sieht sie beten, und die Art war für ihn so ungewöhnlich, dass er sie
für besoffen hält. Er schickt sie nach draußen kotzen. Sie antwortet: Für alles, was ich von mir geben
muss, ist der einzig richtige Ort der Thron Gottes. Ihr tiefes, persönliches Elend hat in nichts
Vorgeformtem, nichts allgemein Üblichem Platz, aber es sucht zurecht seinen Platz vor Gottes Thron.
Hanna wendet sich an den „Lebendigen, der mich sieht“ wie Hagar, und sie erfährt, daß Gott ihre Not
annimmt. Ihre Bereitschaft, Gottes Erhörung dann nicht für sich zu nehmen, sondern sie Gott
zurückzugeben, zeichnet sie als eine Große im Glauben aus. Dieser Glaubensschritt vor der Erhörung
ist sicher eine Herausforderung, gehörte aber zu Gottes Weg mit Hanna.
Elisabeth ist eines der vielen biblischen Beispiele dafür, dass Gott erst alle menschlichen
Möglichkeiten ausschaltet, bevor er handelt, wie schon bei Sara. Vielleicht macht er das v.a., wenn er
heilsgeschichtlich ein neues Kapitel aufschlägt – dort der Nachkomme, hier der Ankündiger des
Messias. Es zeigt, dass Gott handelt, weil er will, und dass er seine Vorhaben umsetzt, wenn seine Zeit
gekommen ist. Abrahams Reingrätschen verzögert scheinbar sogar eher noch Gottes Handeln.
Unter den damaligen Bedingungen haben wir uns die Not der beiden Frauen noch schlimmer
vorzustellen. Welche Sünde mag wohl Gottes Fluch auf sie gebracht haben, dass sie keine Kinder
haben? Beim Blindgeborenen in Johannes 9 stellen die Jünger genau diese Frage. Jesus antwortet:
Das ist überhaupt nicht die Kategorie, in der Gott denkt. Ihm geht es darum, wie er sich am besten
verherrlichen kann. Genau das tut Gott bei den beiden Frauen auch.
Diese Umdeutung Jesu wird am Kreuz endgültig zur Tatsache: Wenn schon vorher kein Fluch auf den
einzelnen Menschen lag, so wird Jesus dort doch zum Fluch, weil er alles erleidet, was die Sünde mit
sich bringt. Wir dagegen treten aus dem Fluch in die Kindschaft und damit in ein Leben, das Gott mit
dem Blick väterlicher Seelsorge ansieht.